Kunst im Tempel

Kunst im Tempel


Die frühe buddhistische Kunst in China findet ihren Ursprung im Indien des 6. Jh. v. Chr., welche China im 1. Jh. n. Chr. durch An Shigao erreichte. Dieser erbaute im Jahre 148 n. Chr. die Stadt Luoyang. Die buddhistische Gedankenwelt und Praxis hatte große Auswirkungen auf die chinesische Kulturlandschaft. Neues Gedankengut wurde hier in Form von visuellen Darstellungen mittels Skulpturen verbreitet. 

Die buddhistische Gedankenwelt wurde von der chinesischen Gesellschaft akzeptiert, wobei das Verhältnis abhängig war von Faktoren wie Klasse, Geschlecht und regionaler religiöser Loyalität. In der künstlerisch-materiellen Kulturpraxis wird dies durch die sich entwickelnde Aneignung buddhistischer Elemente verdeutlicht. In der Anfangszeit ist nicht davon auszugehen, dass die Künstler bereits ein tiefes Verständnis für das buddhistische Denken und seine optimale Darstellung entwickelt hatten (Keramikkrüge bei Bestattungen: Wohnort Seele des Toten; teils mit Inschriften und modellierter Buddha-Darstellung).

Noch vor diesen Buddha-Darstellungen auf Krügen, werden Darstellungen des Buddhas als isolierte Elemente in der Dekoration der Gräber von der Eliten-Bevölkerung datiert. Diese treten in Form von Wandgemälden oder Reliefskulptur auf. 

Die wachsende religiöse und künstlerische Rolle des Buddhismus wird durch eine gegossene, vergoldete Bronzefigur aus dem Jahr 338 n. Chr. verdeutlicht. Die Vergoldung implizierte die Wertschätzung zusätzlicher, aufwändiger Ausschmückung. Die praktische Funktion der buddhistischen Kunst in China nimmt im 5. und 6. Jh. n.  Chr. zu.  Beispiele hierfür finden sich in den 5 Tanyao-Höhlen von Yungang. Dieser dienten als Schutzfunktion für den nördlichen Wei-Staat. 
Außerdem von großer Bedeutung für die buddhistische Kunst dieses Zeitraums sind die Mogao-Höhlen (538/9 n. Chr.) von Dunhuang, welche durch ihre geschützte Lage gut erhalten geblieben sind. Diese enthalten sowohl Inschriften als auch kunstvolle buddhistische Wandgemälde. Für die einzigartige Technik der Höhlendekorationen wurden Schablonen verwendet. 

Von der religiösen Kunst und Pracht während der Sui- und Tang-Dynastie, in Form von Wandmalerei, Textilien und Altargefäßen, zeugen heute nur noch wenige Darstellungen. Beispielhaft hierfür ist eine Gruppe von Skulpturen aus Chang’an (nahe des heutigen Xi'ans). Diese weist, als idealtypisches Beispiel für spätere buddhistische Darstellungen, spezifische Charakteristika auf: Die Skulpturen-Gruppe beinhaltet den Buddha Amitabha, 2 flankierende Bodhisattvas, 2 Himmelskönige mit Heiligenschein und 2 Löwen. Allgemein können die Unterschiede in der Erscheinung von Figuren aus regionalen Traditionen der Bildhauerei entstammen. Ein typisches Beispiel für eine ähnliche Gruppe an Steinskulpturen findet man in einer Steinnische in Changzhi aus dem 7. Jh. n. Chr. Diese enthält die spezifischen Merkmale in bescheidenerer Form. Im Unterschied zu den Skulpturen der Gruppe aus Chang’an wurde hier der himmlischen Könige durch Schüler in Mönchsgewändern ersetzt. 

Für die chinesische Kultur war ebenfalls die Tradition des Daoismus von zentraler Bedeutung. Daraus resultierte ein Wettbewerb zwischen Buddhismus und Daoismus um Loyalität und Schirmherrschaft. Der Daoismus legte Wert darauf, Abbilder seiner Gottheiten zu meiden, woraus unabhängige, freistehende Bilder von Unsterblichen resultieren. Die Tang-Kaiser waren Förderer sowohl des Buddhismus als auch des Daoismus. Ein Beispiel für eine daoistische Ikonographie aus dieser Zeit ist die Figur eines sitzenden himmlischen Würdenträgers. Aus der Tang-Dynastie existieren Silberwaren, welche Bilder und Motive aus westlichen Teilen Asiens enthalten.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine „Hierarchie der Künste“. Dies implizierte, dass sich die Materialien und das Maß an Aufwand für die Herstellung von Objekten stark unterschied. Was ebenfalls entstand, war die Etablierung des Drucks von Darstellungen, was zu einer massiven Vervielfachung an heiligen Texten und Bildern führte. Ein Beispiel hierfür ist der einzigartige Druck des Diamant-Sutra aus dem Jahr 868 n. Chr. 

Die buddhistische Kunst der Nördliche Song-Dynastie zeichnet sich durch seine naturalistisch gefärbten Tonskulpturen aus. Die Figur welche zumeist dargestellt wird ist die der Königin Yi Jiang. Aus diesem Umstand resultierte  ein Kult der Verehrung der Weisen Mutter, welcher ebenfalls von der Loyalität zum kaiserlichen Hofe zeugte. Während der Südliche Song-Dynastie entwickelte sich die Handelskultur Chinas und es kam zur Erweiterung der Klasse von Schirmherrschaft für Kunstwerke. Die Kunst zeichnete sich durch Bilder und Skulpturen aus, welche innerhalb der Bevölkerung weit verbreitet wurden. Es entstand außerdem eine Poesie-Kultur in der Bevölkerungselite. Diese Zeit war ebenfalls durch den vermehrten Einfluss des Chan- + Tiantai-Buddhismus bestimmt. Diese buddhistischen Schulen bewirken unter anderem, dass eine Porträtmalerei entstand. 

Die Yuan-Dynastie war stark mit dem Buddhismus und dessen visuellen Kulturarten verknüpft. Daher entstand zu dieser Zeit ein Druck der buddhistischen Schrift tripitaka. Eine weitere Quelle für die buddhistische Kunst jener Zeit ist eine Darstellung aus gewebter Seide nach dem Vorbild der Dunhuang-Gemälde.

Das nördliche China des 14. Jh. war geprägt durch die Quanzhan-Bewegung, welche sich im Kult der „8 Unsterblichen“ äußert. Die Wandmalerei war Hauptbestandteil der Zeichenkraft jedes Klosters, da beispielsweise für die abgebildeten Gottheiten zentrale Rituale durchgeführt wurden. Auf diese Weise nahm die Wandmalerei eine aktive Rolle im religiösen Ritual des Tempels ein. 

Durch Tempelrenovierungen wird deutlich, dass sich ab dem 17. Jh. die buddhistischen Vorstellungen veränderten. Es wurde mehr Wert auf Erneuerung von Glocken und Statuen aus vergoldeter Bronze gelegt und weniger auf neue Wandgemälde. Im Verlauf der späteren Kaiserzeit war der Hauptanreiz für die Produktion von Kunst der Dienst an den religiösen Glauben. In der religiösen Kunst der Ming-Dynastie spiegelt sich dies durch professionelle Künstler, die Produktion von Büchern, Keramikskulpturen, Textilien und Schnitzereien wider. Die Kunst zeugt vom tiefen buddhistischen Glauben. In Bildern findet sich häufig die Darstellung des Bodhisattva Guanyin. Durch Einflüsse von außerhalb fand sich auch das Christentum in der visuellen religiösen Kunst wider, in Darstellungen der Kreuzigung und der Jungfrau mit Kind. 

Bezeichnend für die religiöse Kunst der Qing-Dynastie waren die vielen hochwertigen Darstellungen und die Produktion durch den Kaiserhof in Beijing selber, wodurch eine neue Hofkultur entstand. Diese wird unter anderem durch eine horizontale Schriftrolle buddhistischer Gottheiten widergespiegelt.

Quelle: Clunas, C. (1997): Art in the Temple. In: Art in China. Oxford University Press, USA. S.: 89-133.

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